jfadire stab2Erst bricht der Stab bei 4,30 Meter, dann gewinnt er die "Flugshow" mit 4,50 Meter

Der Medaillenregen hört nicht auf, reihen die Leichtathleten vom TV Löhne-Bahnhof einen Titel an den anderen. Vier waren es jetzt am vergangenen Wochenende bei den Westfalenmeisterschaften der U20 und U18 im Jahnstadion in Rheine. Am ersten Wettkampf-Tag standen Charlotte Haas (Hochsprung und Weitsprung) sowie Joshua Fadire (Kugelstoßen) insgesamt drei Mal ganz oben auf dem Treppchen, am zweiten Wettkampf-Tag dann Joshua noch einmal im Stabhochsprung.
Und das war ein ganz besonderes Ereignis, denn da demonstrierte Joshua Fadire seinen unbändigen Willen und seine Nervenstärke. Nicht die Siegerhöhe von 4,50 Meter war das "besondere Ereignis", sondern die Art und Weise mit den ganzen Nebengeräuschen, den widrigen Verhältnissen, bis der Titel endlich im "Sack" war.

Es fing damit an, dass es störenden Gegenwind schräg gab - und da kann ein nicht so erfahrener Stabhochspringer durchaus ins Trudeln geraten. Aber Joshua Fadire stellte im Wettkampf neben Souveränität und Sicherheit noch eine weitere Tugend unter Beweis: Die mentale Härte, was gleichzeitig auch Stärke ist. Denn bei der Höhe von 4,30 Meter zerbrach im ersten Versuch der Stab und Joshua knallte voll auf die Latte.

Otto Normalverbraucher hätte jetzt wohl sofort alle Utensilien eingepackt und sich von der Wettkampfstätte flugs davon gemacht. Aber nicht Joshua Fadire. Der Zehnkämpfer nahm nach Rücksprache mit dem Trainerteam den nächst härteren Stab, ließ sich von den mitgereisten Löhnern anklatschen und schwang sich über die 4,30 Meter. Mit Erfolg und einfach nur spitze. Dann verzichtete er Nerven stark auf die nächste Höhe, übersprang im ersten Versuch die 4,50 und ließ dann gleich 4,76 Meter auflegen. Sekt oder Selters. Das wäre dann deutsche Jahresbestleistung in der U18 gewesen.  Doch nun war der "Tank" fast leer, musste Joshua dem körperlich strapaziösen Wochenende mit Starts in mehreren Einzeldisziplinen Tribut zollen. Die Power war weg, an diesem zweiten Wettkampf-Tag ging das nichts mehr.

Sein Teamkamerad Niklas Stutz sprang im gleichen Wettbewerb 3,70 Meter, stellte seine persönliche Bestleistung ein und durfte sich über Rang fünf freuen. Einen Platz besser belegte er im Diskuswurf, wobei er den Wettbewerb nach drei Versuchen abbrechen musste, um rechtzeitig zum Hürdenlauf antreten zu können. Im Diskuswurf wurde Joshua Fadire seiner Favoritenrolle nur bedingt gerecht, indem er mit einem Wurf knapp über die 40 Meter-Marke unter seinen großen Möglichkeiten blieb. Wie vorher schon erwähnt, die Kraftreserven gingen zur Neige, Joshua durfte "nur" als Zweiter seinem lippischen Konkurrenten zum Sieg gratulieren. Dennoch darf der 17-Jährige und Löhner "Sportler des Jahres" die Westfalenmeisterschaften durchaus als erfolgreich verbuchen, schließlich stellte er seine Mehrkampfqualitäten mit fünf Platzierungen in den Urkundenrängen unter Beweis.

"Das ist eine tolle Energieleistung", lobt Trainer "Kalle" Held, der die Löhner Athleten an den zwei Tagen in Rheine mit André Düsterhöft coachte und zufrieden nach Hause gefahren ist. Und dort in Löhne wird sich auch nach diesen Erfolgen jetzt nicht ausgeruht, stehen noch einige sportliche Höhepunkte an. "Jetzt gilt es, die Spitzenleute auf die Saisonhöhepunkt NRW- und Deutsche Meisterschaften vorzubereiten", sagt Kalle Held. "Die Trainer sind sehr zuversichtlich, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Wir haben da noch ein wenig Luft nach oben."